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Seldeneck

Geschichte:

Wie einige andere Burgen in der Umgebung Rothenburgs (Hornberg, Leofels), verdankt auch Seldeneck seine Entstehung der Rothenburger Ministerialität. Im Jahre 1287 werden erstmals die der Sippe der Reichsküchenmeister von Nordenberg angehörenden Brüder Lupold und Friedrich von Seldeneck als Zeugen genannt. Beide sind urkundlich bis ins frühe 14. Jahrhundert zu verfolgen und müssen folglich 1287 noch relativ jung gewesen sein. Vermutlich hatten sie, oder ihr gemeinsamer Vater, Burg Seltendeck erst kurz vor 1287 erbaut.
In den folgenden Jahren sind keine Details über die Burg überliefert; aus Archivalien des ausgehenden 14. Jahrhunderts geht hervor, dass Seldeneck damals Zentrum eines grundherrlichen Personenverbandes war, was unbedenklich ins 13. Jahrhundert zurückprojeziert werden darf. Im späteren 14. Jahrhundert ging Burg Seldeneck an den Burggrafen von Nürnberg über, der damit über einen Stützpunkt vor den Toren Rothenburgs verfügte. Erste undeutliche Konflikte mit den Rothenburgern sind aus dem Jahre 1390 überliefert. In einem undatierten Brief informieren die "Gesellen zu Seldeneck", also vermutlich die Besatzung der Burg, den Burggrafen, dass ein Angriff auf die Burg drohe. Falls der Burggraf ihnen keine Unterstützung bzw. Verstärkung schicke, möchte er ihnen zugestehen, die Burg "in Ehren" zu verlassen. Der ungenannte Angreifer konnte nur die Reichsstadt Rothenburg sein. Ob es zu einem Angriff kam, ist jedoch nicht überliefert. Bald darauf (1404) konnte die Reichsstadt auch Burg Seldeneck erwerben. Die Politik Bürgermeister Heinrich Topplers führte in die verhängnisvolle Isolierung Rothenburgs und den "Städtekrieg" von 1407. Ob hierbei Burg Seldeneck von den Feinden der Stadt erobert wurde, ist nicht bekannt. Als Bedingung des Friedensschlusses von 1408 musste Rothenburg all seine Burgen (u.a. Lichtel) schleifen, was auch Seldeneck betraf.
Die Herren von Seldeneck, ursprüngliche Herren der Burg, starben erst 1561 (unsicher) aus. Im Jahre 1777 erhielten die aus einer morganatischen Ehe hervorgegangenen Kinder von Prinz Wilhelm Ludwig von Baden-Durlach den Titel "Freiherr/ Freiin von Seldeneck". (Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte und architektonische Gestalt der Burg ist infolge ihrer totalen Zerstörung nicht mehr zu rekonstruieren. Als Fundstück von der Burgstelle ist in qualitätvolles spitzbogiges Doppelfenster mit "Nasen" bekannt, das zeitlich gut in die angenommene Bauzeit kurz vor 1287 passt. Demzufolge gab es auf Seldeneck einen architektonisch ansprechenden Wohnbau. Der Übergang der Burg an den Burggrafen von Nürnberg und später die Reichsstadt Rothenburg wird jedoch funktional bedingte bauliche Änderungen nach sich gezogen haben, um einen größeren Personenkreis auf der Burg unterbringen zu können. (Thomas Steinmetz).

Baubeschreibung:

Die Burgstelle liegt auf einem fortifikatorisch nicht sehr günstigen Sporn, der durch einen Halsgraben vom ansteigenden Gelände abgetrennt ist. Infolge der 1408 erfolgten Schleifung sind allenfalls noch Schuttwälle von der Bausubstanz der Burg erhalten geblieben. Allein ein Mauerstück, das einem Wohnbau zugerechnet werden darf, steht noch etwa drei Meter hoch aufrecht. Zu diesem Wohnbau wird jenes Doppelfenster mit Nasen gehört haben, das von der Burgstelle geborgen wurde. Wirtschaftsgebäude der Burg sind im nahegelegenen Weiler Seldeneck zu vermuten, außerdem verfügte die Burg über eine 1341 genannte Mühle, die zwangsläufig im Taubergrund gelegen haben muss. (Thomas Steinmetz).

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Burgstelle ist archäologisch unerforscht. Auf den Fund eines spitzbogigen Doppelfensters wurde unter der Rubrik "Bauentwicklung" hingewiesen.