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Weikersheim

Geschichte:

Die späteren Herren von Hohenlohe treten im Jahre 1153 Konrad und Heinrich von Weikersheim in die urkundliche Überlieferung ein, Burg bzw.Schloss Weikersheim gilt deshalb als deren ursprünglicher Stammsitz. In neuer Zeit wurde seitens der Geschichtswissenschaft auf das unweit von Weikersheim gelegene Pfitzingen als noch älterer namensgebender Sitz der Dynastie hingewiesen. In dem zuerst 1095 genannten Gundelo von Pfitzingen ist der älteste Stammvater des Hauses Hohenlohe zu erblicken. Vom Bestehen der Burg Weikersheim ist dagegen immerhin seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zwingend auszugehen. Ob der Vater der ab 1153 nach Weikersheim benannten Brüder diese Burg erbaut oder erheiratet hatte, ist nicht zu klären. Im späteren Verlaufe jenes Jahrhunderts (vor 1178) kamen die Herren von Weikersheim in den Besitz der in der Gegend von Uffenheim gelegenen Burg Hohlach (LK Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, heute völlig abgegangen), deren Namen sie dauerhaft annahmen. Dieser Name wurde ab dem 13. Jahrhundert, nach der ersten Erbteilung von 1219, allmählich auf das Land zwischen Tauber, Jagst und Kocher als "Hohenlohe" übertragen, während Weikersheim nach dem Ende des 12. Jahrhunderts von der Dynastie nicht mehr als Name geführt wurde.
Im Rahmen der ersten Erbteilung blieb Weikersheim bei Gottfried I. von Hohenlohe, der in der Auseinandersetzung mit König Heinrich (VII.) ein unbeugsamer Anhänger Kaiser Friedrichs II. war und deshalb von Heinrich und dessen Anhängern geschädigt wurde. Dass auch die Stammburg Weikersheim hierbei um 1235 geschädigt wurde, ist anzunehmen. Bereits seit der Mitte des 12. Jahrhunderts, nicht erst mit Gottfried von Hohenlohe, gibt es Anzeichen, dass die späteren Herren von Hohenlohe zu den Staufern ein besonderes Vertrauensverhältnis gehabt haben müssen.
Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts bildete sich, beginnend mit Kraft I. eine eigenständige Linie Hohenlohe-Weikersheim aus, zuvor war die von Konrad von Hohenlohe abstammende Linie Brauneck entstanden. Bis 1397 war Burg Weikesheim Wohnsitz der Herren von Hohenlohe-Weikersheim, für die folgenden 100 Jahre waren dagegen Verpfändungen angesagt. Erster Pfandinhaber war Konrad von Weinsberg, der in der Burg eine zweite Kapelle stiftete und in der Stadt die heutige Pfarrkirche erbauen ließ. Die älteste Kirche lag außerhalb der Stadt, offenbar als Rest einer präurbanen Vorgängersiedlung. Erst ab 1494 war Weikersheim dann im ununterbrochenen Realbesitz des Hauses Hohenlohe, das inzwischen die Reichsgrafenwürde erlangt hatte. Aus dem 16. Jahrhundert wird kaum etwas ereignisgeschichtliches berichtet, doch wird der im Taubertal so heftig wütende Bauernkrieg Weikersheim nicht unbehelligt gelassen haben. Auch für den Schmalkaldischen Krieg, zu dessen Opfern die nahegelegene Burg Neuhaus zählt, könnte das gelten. 1587 verlegte Graf Wolfgang II. von Hohenlohe nach einer vorherigen Erbteilung seinen Wohnsitz von Langenburg nach Weikersheim und ließ mit dem Neubau des Schlosses beginnen (siehe Bauentwicklung). Aufgrund des Todes Wolfgangs im Jahre 1610 und dem darauf folgenden 30jähringen Krieg konnten die Planungen nicht vollständig ausgeführt werden. Die 30 Kriegsjahre überstand das Schloss in dessen ohne größere Schäden und ab 1663 setzte Graf Siegfried von Hohenlohe-Weikersheim das Werk seines Großvaters Wolfgang II fort, starb jedoch nach wenigen Jahren. 1756 erlosch schließlich die Linie Hohenlohe-Weikersheim, wodurch das Schloss nicht mehr baulich verändert werden sollte. Auch die 25 Jahre der Wirren und Kriege ab 1789 überstand Weikersheim ohne Schäden. Die Hohenloher Lande wurden jedoch durch Napoleon dem Königreich Württemberg mittels Mediatisierung zugeschlagen.
1945 bezog der aus Böhmen vertriebene Prinz Constantin von Hohenlohe-Langenburg Schloss Weikersheim und begann mit der Restaurierung und kulturellen Inwertsetzung der Gesamtanlage. Nach seinem Tode musste das Haus Hohenlohe-Langenburg zur Finanzierung des Wiederaufbaues des durch einen Brand zerstörten Schlosses Langenburg an der Jagst Schloss Weikersheim im Jahre 1967 an das Land Baden-Württemberg verkaufen. Seither untersteht es der staatlichen Schlösserverwaltung des Bundeslandes. (Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Das Aussehen der mittelalterlichen Burg Weikersheim, die inmitten des Taubergrundes lag, ist mehr noch als im Falle von Mergentheim infolge der Bautätigkeit zur Zeit der Renaissance nicht mehr zu rekonstruieren. So weit dies aus den spätmittelalterlichen Archivalien erkennbar ist, war Weikersheim wie die Mergentheimer Burg eine Ringmauerburg, nichts spricht für eine Turmburg oder Motte. Doch bereits die Rekonstruktion des Grundrisses sowie des maximalen Durchmessers der Burg ist mit dem heutigen Forschungsstand nicht möglich. Die publizierte Aussage, die Grundform wäre ein Viereck gewesen, bedarf einer Überprüfung durch die Archäologie. Einziger erhaltener mittelalterlicher Baukörper aus dem Mittelalter ist der in das Renaissanceschloss einbezogene runde Bergfried, dessen genaues Alter unbekannt ist. Da der Turm sich leicht verjüngt, sollte seine Bauzeit nicht zu früh angesetzt werden, d.h. nicht vor dem 13. Jahrhundert. Die heutige Höhe verdankt er erst Aufstockungen des 17. Jahrhunderts.
Ein erster Ausbau der Burg ist unter Kraft I. vonHohenlohe für die Zeit nach 1256 bezeugt, der die Burgkapelle St. Maria Magdalena stiftete. Auch mit der gleichzeitigen Erneuerung der Wohngebäude sollte gerechnet werden, war doch Weikersheim von da ab Sitz einer eigenständigen Linie des Hauses Hohenlohe. Dass auch der erhaltene Bergfried aus der Zeit Krafts I. stammt, darf zumindestens als Möglichkeit erwogen werden. Die Existenz der Vorburg, die erst viel später bezeugt wird, sollte bereits für das 13. Jahrhundert angenommen werden. Die fast das gesamte 15. Jahrhundert anhaltende Verpfändung Weikersheims war für den Baubestand dagegen sicherlich nicht günstig. Mit größerer Bautätigkeit sollte für diese Periode nicht gerechnet werden, wenn auch eine zweite Burgkapelle durch den Pfandinhaber Konrad von Weinsberg gestiftet wurde. Über Schäden aus dem Bauernkrieg und dem Schmalkaldischen Krieg, die in der Folgezeit zusätzlichen Reparaturbedarf nach sich gezogen hätten, ist offenbar nichts bekannt. Dennoch sollte angesichts des Schicksals der benachbarten Burg Neuhaus von solchen ausgegangen werden.
1587 begann unter Graf Wolfgang II. der Umbau der Burg zum Renaissanceschloss. Anders als in den meisten vergleichbaren Fällen bedeutete dies den weitgehenden Abbruch der mittelalterlichen Bausubstanz zugunsten komplett neu erstellter Baukörper. Vielleicht hatte doch ein aus den vorgenannten Gründen schlechter baulicher Zustand der Altbauten dieser Entwicklung Vorschub geleistet. Zu bedenken ist jedoch auch, dass die Neubauten des Grafen Wolfgang derart über die Abmessungen der mittelalterlichen Burg hinausgehen könnten, dass schon deshalb die mittelalterlichen Gebäude weichen mussten. Letztlich schließen sich die vorgetragenen Gründe nicht gegenseitig aus. Geplant war von Graf Wolfgang ein dreieckiges Schloss mit drei etwa gleichgroßen Flügeln. Hiervon wurde nur der dem Garten zugewandte, "Saaltrakt" genannte Flügel mit zwei Obergeschossen vollständig ausgeführt. Der ursprünglich vorgesehene Verputz des Baukörpers wurde nie aufgebracht. Inwieweit das von Graf Wolfgang geplante Renaissanceschloss noch verteidigungsfähig gewesen wäre, muss offen bleiben.
Ein Stadtbrand im Jahre 1662, der auch den Torturm der Vorburg einäscherte, ermöglichte die Realisierung einer barocken Achsenbeziehung vom Schloss zur Stadtkirche mittels der Niederlegung ausgebrannter Bausubstanz. Aufgrund des überraschenden Todes des Grafen Siegfried blieb auch dessen Bautätigkeit unvollendet. Ab 1709 unter Graf Carl Ludwig entstanden als abschließende Werke der Gesamtanlage die beiden den Zugang zum Schloss flankierenden charakteristischen Bauten mit Mansarddächern sowie der einen älteren Garten ersetzende barocke Schlossgarten. Die so historische gewachsene Architektur blieb bis heute erhalten. Mit Weikersheim hat sich eine kleine Residenz in seltener Vollständigkeit und Anschaulichkeit erhalten. (Thomas Steinmetz).

Baubeschreibung:

Das Weikersheimer Schloss ist infolge der später unerheblichen Umbauten ein außerordentlich gut erhaltes Renaissanceschloss und darf als bedeutendstes der zahlreichen Schlösser des Hauses Hohenlohe gelten. Doch ist zu vermerken, dass aus den gleichen Gründen von der mittelalterlichen Burg so wenig erhalten blieb, dass deren Aussehen heute nicht mehr zu rekonstruieren ist. Weikersheim weicht in dieser Hinsicht von der Mehrheit der Renaissanceschlösser ab, die meistens noch einen mittelalterlichen Kern besitzen. Dies ist in Weikersheim nicht so, hier wurde eine "Burg" konsequent durch ein "Schloss" abgelöst. Einziger in das Renaissanceschloss einbezogener Baukörper der Burg ist der als Treppenturm adaptierte runde Bergfried, der im ausgehenden 17. Jahrhundert seine charakteeristische Zwiebelhaube erhielt. Aufgrund der schlanken und sich verjüngenden Gestalt des Turmes ist nicht davon auszugehen, dass er in die Gründungszeit der Burg zurückgeht.
Bedeutendste Einzelleistung der Renaissance ist der dem Schlosspark zugewandte sogenannte monumentale "Saaltrakt", der im ersten Obergeschoss den komplett erhaltenen und deshalb fast einzigartigen Rittersaal und die Schlosskapelle enthält. Das architektonisch ihm untergeordnete zweite Obergeschoss beinhaltet Wohnräume der Schlossherrschaft. Außerhalb des Saaltraktes schließt sich der barocke, in letzter Zeit wiederhergestellte Schlosspark in der Tauberniederung an. (Thomas Steinmetz).

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Untersuchungen fanden im Weikersheimer Schlosshof soweit bekannt niemals statt.