EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Mergentheim

Geschichte:

(Bad) Mergentheim ist ein sehr alter Ort, wie der auf -heim endende Ortsname sowie diverse fränkische Reihengräber ausweisen. In der schriftlichen Überlieferung erscheint Mergentheim jedoch erst im Jahre 1058 als Vorort eines Comitats im Taubergau. Die nur durch wenige Urkunden bezeugten Herren von Mergentheim sind offenbar bereits um 1100 ausgestorben oder abgewandert und wurden von den Herren von Lauda beerbt (siehe Lauda). 1169 überließ Heinrich von Lauda sein Drittel an der Kapelle zu Mergentheim, anscheinend gab es dort im vorgenannten Jahr noch keine Pfarrkirche, dem Bischof von Würzburg. In der Folgezeit sickerten die Herren von Hohenlohe (sie nannten sich zuvor noch Herren von Weikersheim) in Mergentheim ein. Mit der Existenz einer Niederungsburg in Mergentheim sollte bereits für das 11. Jahrhundert gerechnet werden. Die Einmündung des Wachbaches in die Tauber hatte dort vermutlich ein Sumpfgebiet geschaffen, das für die Anlage einer Niederungsburg günstig war. Im Jahre 1219 schenkten Heinrich, Andreas und Friedrich von Hohenlohe ihren persönlichen Besitz in Mergentheim dem Deutschen Orden, in den sie selbst zuvor eingetreten waren. Die diesbezügliche Urkunde von 1219 ist nicht nur die Erstnennung einer Burg Mergentheim, sondern wurde und wird von der Geschichtsforschung traditionell als Beleg für die Existenz von sogar zwei Burgen in diesem Ort verstanden (siehe Darstellung zur zweiten Burg). Dem ist zu widersprechen, da es sich hierbei offenbar um eine Fehlinterpretation des Urkundentextes handelt. Die besagte Urkunde spricht nur von einer Burg, die auch namentlich nicht näher bezeichnet oder beschrieben wird.
Die Schenkung von 1219 bedeutete nicht die sofortige Begründung der später so charakteristischen Ordensherrschaft in Mergentheim. Auch der Johanniterorden war dort in der Folgezeit noch bis ins 16. Jahrhundert begütert, zudem erwarben und veräußerten die Herren von Hohenlohe dort auch in der Folgezeit noch wiederholt Besitzungen. 1230 verpflichteten sich Konrad und Gottfried von Hohenlohe, in Mergentheim keine Burg ohne Zustimmung des Komturs zu erbauen. Auch dies zeigt, dass es 1219 noch keine zwei Burgen gegeben hatte. 1340 ließ der Deutsche Orden Mergentheim zur Stadt erheben, doch soll es bereits zuvor eine befestigte präurbane Vorgängersiedlung gegeben haben. Die um 1340 errichtete und später ausgebaute architektonisch bedeutende Stadtbefestigung wurde bedauerlicherweise im 19. Jahrhundert komplett abgetragen.
Der auch und gerade im Taubertal ausgefochtene Bauernkrieg richtete nur begrenzte Schäden in Mergentheim an, wenn auch das Schloss geplündert wurde. Doch bedeutete dieser Krieg den Beginn des Aufstiegs Mergentheims zur "Hauptstadt" des Deutschen Ordens, denn die Ordensburg Horneck am Neckar, bis dahin Sitz des Deutschmeisters, war durch die Bauern zerstört worden. Mit dem 1527/30 erfolgten Verlust des Ordenslandes Preußen wurde Mergentheim schließlich zum Sitz des nunmehrigen "Hoch- und Deutschmeisters". 1537 gewährte der Hoch- und Deutschmeister Walter von Kronberg den Einwohnern Mergehtheims die persönliche Freiheit, d.h. die Entlassung aus der Leibeigenschaft. Schwerer als der Bauernkrieg zog der Schmalkaldische Krieg Mergentheim in Mitleidenschaft. Die Zerstörung von Schloss und Stadt konnte dabei 1552 nur durch glückliche Umstände abgewendet werden, doch wurde das Schloss mitsamt der dort befindlichen Kirchenschätze diesmal restlos ausgeplündert. Das Schicksal des Schlosses während des Dreißigjährigen Krieges ist erst unzureichend erforscht. 1650 erlaubte der Hoch- und Deutschmeister, Teile der ausgedehnten Burg- und Stadtbefestigung einzuebnen, um sie für den Anbau von Nahrungsmittel zu nutzen. Diese Verfügung dürfte auf Erdschanzen zu beziehen sein, die ab 1618 vielerorts angelegt worden waren. Sicherlich war das Schloss wie so viele andere infolge des Krieges auch ohne Feindeinwirkung in schlechten baulichen Zustand geraten.
Der längst überlebte Ordensstaat wurde 1809 aufgehoben, Mergentheim dem neuen Königreich Württemberg eingegliedert. Im Schloss wohnte Mitte des 19. Jahrhunderts Herzog Paul von Württemberg , der Bruder des Königs. Auch wurde das Schloss zeitweise als Kaserne genutzt. Nach 1860 diente das Schloss als Verwaltungssitz und heute begerbergt es ein Museum. Wirtschaftlichen Aufschwung und Bekanntheit brachte der Stadt die Entdeckung der Heilquellen.(Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Über die seit dem 11. Jahrhundert anzunehmende Burg wären nur Spekulationen möglich, die deshalb unterbleiben sollen. Die Schenkungsurkunde von 1219 verrät uns allein die Existenz einer Burg in Mergentheim, nichts dagegen über deren topographische Lage und bauliche Gestalt. Doch werden wir unbedenklich davon ausgehen können, dass das heutige Deutschordensschloss auf eben diese Burg zurück geht.
Ausgehend vom heutigen Baubestand lässt sich aufgrund des polygonalen Verlaufes des Nordflügels noch erahnen, dass die ursprüngliche Burg polygonalen Grundriss hatte. Ein runder Bergfried ist nachgewiesen und soll bis ins 16. Jahrhundert bestanden haben - näheres ist über ihn bisher nicht bekannt geworden. Mit diesen Feststellungen zur ursprünglichen Burg müssen wir uns begnügen.
Der Deutsche Orden ergänzte die Burg im 13. Jahrhundert mit drei neuen Gebäuden bzw. Baukörpern: dem Kapitelhaus im Südwesten, einem "Palas" (was immer dieser Begriff bei einer Ordensburg bedeuten mag) im Anschluss an das Kapitelhaus und der etwa 30 Meter langen Burgkirche. Eine Burgkirche, nicht Burgkapelle, war auf jeder Burg eines Ritterordens unabdingbar. Die Mergentheimer Burgkirche besaß nur im Norden ein Seitenschiff und trat im Osten mit ihrem rechtwinkligen Chor aus der Ringmauer hervor, wie dies bei zahlreichen Burgkirchen der christlichen Ritterorden der Fall ist. Laut unsicherer Überlieferung soll sie ab 1252 erbaut worden sein, 1264 sei die erste Bestattung in ihr erfolgt. Dem "Palas" wird neben sonstigem erhaltenen Mauerwerk eine noch heute erhaltene und restaurierte vierteilige spätromanische Fensterarkade zugerechnet, die an die Fenster im Obergeschoss der Odenwaldburg Wildenberg erinnert, aber etwas steifer gestaltet ist. Mit dem langen und geradlinigen Verlauf von Kapitelhaus und "Palas", zu denen auch der "Bläserturm" als ehemaliger Torturm gehörte, wurde die ursprüngliche Ringmauer der Burg möglicherweise schon im 13. Jahrhundert zugunsten einer Erweiterung der bebauten Fläche der Burg durchbrochen. Die Existenz einer Vorburg ist für das hohe Mittelalter unbedenklich vorauszusetzen, ihre Gebäude wurden jedoch später durch modernere abgelöst.
Die entscheidende Aufwertung der Burg Mergentheim in der Hierarchie des Deutschen Ordens nach 1525 bzw. 1527/30 (siehe Geschichte) zog naturgemäß auch eine architektonische Neugestaltung nach sich, die unter dem Hochmeister Georg Hund von Wenkheim (1566-1572) und seinen Nachfolgern erfolgte und die Burg in ein Renaissanceschloss verwandelte. Das damals entstandene Gesamtbild wurde in späteren Jahrhunderten nur noch unwesentlich verändert. Als wichtigster fortifikatorischer Rückhalt des Ordens wurde damals offenbar bereits die nahegelegene Burg Neuhaus angesehen, deshalb unterblieb eine Neubefestigung des Schlosses. Selbst die im 15. Jahrhundert so beliebten Zwingeranlagen fehlen. Dagegen gibt es aus dem Dreißigjährigen Krieg Hinweise auf zuvor neu angelegte Befestigungsanlagen, vermutlich Erdwerke, die ab 1650 wieder eingeebnet wurden und über die wir nichts konkretes wissen.
Wesentlichster Eingriff nach dem 16. Jahrhundert war infolge der Baufälligkeit der mittelalterlichen Burgkirche der Bau der barocken Schlosskirche zwischen 1730 und 1736, die (wie bereits ihre Vorgängerin) zwei Glockentürme besitzt und allein deshalb schon keine "Kapelle" ist. Pläne zur barocken Umgestaltung des Schlosses, an denen auch Balthasar Neumann beteiligt war, wurden nicht umgesetzt.
Die so historisch gewachsene Schlossarchitektur konnte über das Ende des Deutschordensstaates 1809 hinaus gerettet werden und wurde zuletzt von 1987 bis 1994 restauriert. Lediglich die historischen Innenräume sind überwiegend untergegangen. Vieles an der Baugeschichte des Schlosses Mergentheim darf noch auf Erforschung und Klärung hoffen. (Thomas Steinmetz).

Baubeschreibung:

Das Deutschordensschloss Bad Mergentheim ist im Laufe von Jahrhunderten entstanden - bis zum Ende der Ordensherrschaft. Die historischen Unbillen des 19. und 20. Jahrhunderts hat die Gesamtanlage ohne große Schäden überstanden. Der heutige Gesamteindruck wird von Bausubstanz der frühen Neuzeit dominiert, solche des Mittelalters ist nur noch für den aufmerksamen Besucher erkennbar.
Markantester Reste des Mittelalters ist der als ehemaliger Torturm anzusprechende "Bläserturm" an der Stadtseite, dessen heutige Höhe die Folge einer Aufstockung ist und vermutlich den zuvor erfolgten Abbruch des Bergfrieds ausgleichen sollte. Der Bereich um den Bläsertum ist aus dem Kapitelhaus und dem "Palas" hervorgegangen und enthält deshalb mittelalterliche Bausubstanz, darunter auch die nur aus den Innenräumen einzusehende spätromanische Arkade. Es handelt sich um eine zweiteilige Doppelarkade, d.h. mit insgesamt vier Öffnungen, die mit Dreipassbögen oben abschließen. Zeitlich ist die Arkade nach 1219 anzusetzen, ist bereits ein Werk des Deutschen Ordens. Ebenso offensichtlich mittelalterlich ist die polygonal gebogene Außenmauer des Nordflügels, deren Verlauf den Burgenforscher ermutigt, den Grundriss der romanischen Burg insgesamt polygonal (wie Lindenfels oder Büdingen) zu rekonstruieren. Damit ist die Beschreibung der mittelalterlichen Reste im Mergentheimer Schloss bereits erschöpft. Doch auch die Bauteile aus der Renaissance verdienen Beachtung, vornehmlich die Reittreppe und der charakateristische Torturm. Nordöstlich schließt sich der extrem ausgedehnte Vorhof an, südöstlich der Schlossgarten. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Grabungen sind im Schlossbereich nie erfolgt, auch von Zufallsfunden wird nichts berichtet.