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Zwingenberg am Neckar

Geschichte:

Die Burg wird im Jahre 1253 durch die Erwähnung eines Wilhelm von Zwingenberg ersterwähnt. Dieser war ein Neffe des gleichnamigen Vogtes von Wimpfen. Der Name Zwingenberg resultiert aus einer Engstelle des Neckarufers, eine Beziehung mit dem gleichnamigen Ort an der Bergstraße besteht nicht. Die Herren von Zwingenberg konnte eine besheidene Herrschaft begründen, gerieten aber im 14. Jahrhundert in Konflikt mit den sich ausbildenden Territorien von Kurpfalz und Kurmainz. Erzbischof Heinrich (von Virneburg) von Mainz ließ in den Jahren 1340/41 über der Burg die Gegenburg Fürstenstein erbauen, nachdem er wenige Jahre zuvor die Öffnung der Burg Zwingenberg erzwungen hatte. Der Fürstenstein musste indessen aufgrund des Widerstandes Pfalzgraf Ruprechts alsbald wieder geschleift werden. 1363 konnten schließlich Erzbischof und Pfalzgraf die Schleifung des Zwingenberg im Namen des Reiches erzwingen. Die Zerstörung erfolgte allem Anschein nach vergleichsweise gründlich und die Burg blieb sodann über Jahrzehnte eine Ruine.
1403 konnte Hans von Hirschhorn die Ruine erwerben und mit dem Neubau der Burg beginnen. Aus dem Jahre 1410 ist ein Werkvertrag mit dem Wimpfener Steinmetz Heinrich Isenmenger erhalten, dessen Inhalt der Bau eines großen Steinhauses in der neu entstehenden Burg ist. Für das Jahr 1424 ist die Weihe der Burgkapelle überliefert, vielleicht als Abschluß des Neubaues zu interpretieren. Das im frühen 15. Jahrhundert entstandene Erscheinungsbild der Burg blieb nach Außen im wesentlichen bis heute erhalten. Kriegeerische und sonst spektakuläre Ereignisse sind aus der Folgezeit nicht überliefert. Mit dem Aussterben der Herren von Hirschhorn (1632) geriet die Burg in wechselnden Besitz. 1696 wurde der kurfürstlilche Hofkanzler Graf Wiser mit ihr belehnt. 1808 der Großherzog von Baden als neuer Landesherr erwarb. Bis heute ist Burg Zwingenberg samt umfangreicher Wälder und Liegenschaften im Eigentum des badischen Fürstenhauses. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Die bestehende Burg verkörpert nach wie vor im wesentlichen den in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandenen Neubau und ist in ihrem guten Erhaltungszustand im gesamten Odenwald einzigartig. Das Erscheinungsbild der stauferzeitlichen Burg ist dagegen schwer zu rekonstruieren. Klar ist lediglich, dass der der Neckarsteiner Hinterburg ähnelnde fünfeckige Grundriss mit viereckigem Bergfried in der angriffsseitigen Spitze bereits der Grundriss der ersten Burg war. Vermutlich besaß diese auch bereits eine Vorburg. Von der ersten Burg blieb der untere Teil des Bergfrieds und der Ringmauern erhalten bzw. wurden ab 1403 wieder verwendet.
Der Neubau des Hans von Hirschhorn hielt mit dem Wiederaufbau des Bergfrieds und der Errichtung eines hakenförmigen Wohnbaues in der Kernburg an klassischen Elementen des Burgenbaues fest, schuf aber höhere Ringmauern und außerdem einen Zwinger mit vier Rundtürmen. Kennzeichnend für den Neubau ist der fast allerorts zu findende Rundbogenfries. Die Rundtürme des Zwingers, einen fünften Turm besitzt die Spitze der Vorburg, verfügen über Senkscharten für frühe Feuerwaffen. Ganz ähnliche Türme finden sich in Burg und Stadt Hirschhorn.
Spätere Jahrhunderte fügten nur Unwesentliches hinzu, das sich aber der älteren Bausubstanz unterordnet. Eine Modernisierung der Kernburg schuf um 1600 die beiden Treppentürme und eine Vielzahl von neuen Fenstern. Graf Wiser ließ im 18. Jahrhundert das Tor der Kernburg durch einen für seine zeit historisierend wirkenden Anbau überbauen, In den 1880er Jahre entstand das etwas zu hoch geratene Forstamt in der Vorburg mit Treppengiebel. Der hufeisenförmige Rundturm der Vorburg erhielt seinerzeit ein neues Dach. Seither blieb die Burg unverändert. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Burg Zwingenberg überrascht den aus Richtung Eberbach kommenden Besucher durch ihre vieltürmige, vertikal gestaffelte Silhouette. Wie kaum eine andere Burg verkörpert sie bis heute die landläufige Vorstellung einer "Ritterburg". Die Burggebäude sind überwiegend unverputzt und wurden im 20. Jahrhundert unaufdringlich restauriert. In der angriffsseitigen Spitze der Kernburg mit ihrer sehr hohen Ringmauer steht der quadratische Bergfried in konsequenter Übereckstellung. Die äußere Ringmauer aus der Zeit nach 1403 ist mit drei Rundtürmen und einem Halbrundturm bewehrt. Letzterer deckte das Tor zur Vorburg. Partiell ist sogar ein zweiter Zwinger vorhanden. Im Inneren der Kernburg wurde der Verputz der Renaissancezeit wiederhergestellt. Original erhalten ist die Ausmalung der Burgkapelle, die keinen eigenen Baukörper bildet, sondern in den Wohnbau integriert ist. Der Anbau des Grafen Wiser aus dem 18. Jahrhundert überbaut den engen, zur Kernburg führenden Weg. Die Vorburg dürfte angesichts der Kleinräumigkeit der Kernburg bereits im 13. Jahrhundert vorhanden gewesen sein. Die heutige Bebauung geht jedoch nicht vor das 18. Jahrhundert zurück. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

In der Burg wird eine Vielzahl von steinernen Blidenkugeln aufbewahrt, die entweder 1340/41 vom Fürstenstein abgeschossen wurden, oder von der der Zerstörung von 1363 vorangehenden Belagerung stammen. (Thomas Steinmetz)