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Heidelberg, Schloss

Geschichte:

Aus dem heutigen Heidelberger Stadtgebiet nördlich des Neckars sind umfangreiche römische Siedlungsbefunde (Kastell und Zivilsiedlung( bekannt. Die günstige geographische Lage führte später auch zur Erbauung einer römischen Neckarbrücke. Die frühe Besiedlung im Mittelalter dokumentieren die zahlreichen auf -heim endenden Ortsnamen im Umfeld der späteren Stadt Heidelberg, von denen das Dorf Bergheim die präurbane Vorgängersiedlung Heidelbergs ist. Die Anfänge von Burgen und Stadt Heidelberg sind nach langer Pause seit den 1990er Jahren wieder Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion.
Die ältere Literatur ging von der Gründung der Stadt Heidelberg unter Pfalzgraf Konrad von Hohenstaufen (1156 - 1195) aus und sah in der Oberen Burg auf der heutigen Molkenkurs Konrads Burg. Nachweislich hatte Konrad um 1180 seinen Hauptwohnsitz von der Burg Stahleck am Mittelrhein in eine Burg Heidelberg verlagert. Dies wurde seitens der Forschung zunächst auf die Obere Burg bezogen. Die Untere Burg wurde dagegen zunächst als späte Gründung der Zeit um 1300 angesehen, bis der Fund eines Fensters im romanisch-gotischen Mischstil zu einer Datierung im frühen 13. Jahrhundert zwang. In den Urkunden ist erstmals 1303, eindeutig dann 1313, von zwei Burgen zu Heidelberg die Rede. Eine jüngere Theorie betont die Zusammengehörigkeit von Unterer Burg und Stadt und verweist auf die stete politisch-administrative Vorrangstellung der Unteren Burg bei tendenzieller Bedeutungslosigkeit der Oberen Burg. Die wissenschaftliche Diskussion ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen.
Sicher ist, dass die Untere Burg spätestens im zweiten Viertel des 13.. Jahrhunderts existierte. Der 1195 verstorbene Pfalzgraf Konrad war von seinem welfischen Schwiegersohn und schließlich Enkel beerbt worden, der mit seinem 1214 erfolgten frühen Tod Heidelberg mitsamt der Pfalzgrafschaft den Wittelsbachern vererbte. Diese beherrschten dieses lange Zeit neben ihrem bayerischen Herzogtum, bis es im Jahre 1329 mit dem Vertrag von Pavia zur Trennung in zwei voneinander unabhängige wittelsbachische Fürstentümer kam. Burg(en) und Stadt Heidelberg gingen stets zu Lehen vom Hochstift Worms, zuerst bezeugt im Jahre 1225. Eine erste Belagerung Heidelbergs erfolgte im Jahre 1301 durch König Albrecht im Zuge von dessen Krieg gegen die rheinischen (Kur)fürsten. Details darüber sind nicht überliefert. Die politische Stärkung der (Kur)pfalz vor allem unter Pfalzgraf Ruprecht I. erhöhte die Bedeutung von Heidelberg, 1386 erfolgte die Gründung der Universität. Kurfürst Friedrich "der Siegreiche" konnte im 15. Jahrhundert die politische Stellung der Kurpfalz, die seit der "Goldenen Bulle" eine der vier weltlichen Kurwürden besaß, weiter ausbauen. Der pfälzisch-bayerische Erfolgekrieg im Jahre 1504 bedeutete dagegen einen Rückschlag. Kurfürst Friedrich V. verlor 1619 mit der Schlacht am Weißen Berg bei Prag nicht nur das böhmische Königtum, sondern zugleich auch seine Kurwürde. Das unzureichend befestigte Heidelberg wurde nach kurzer Belagerung eingenommen. Der Westfälische Friede brachte die Wiederherstellung der Kurpfalz, die Kriegsschäden wurden jedoch durch die Kriege Ludwigs XIV. weiter verstärkt, in deren Folge das Heidelberger Schloss 1693 zerstört wurde. Nach anfänglichen Wiederaufbaubemühungen verlegte Kurfürst Karl Philipp 1720 seine Residenz in die ein Jahrhundert zuvor gegründete neue Stadt Mannheim, die Zeit des Heidelberger Schlosses als Fürstenresidenz war damit zu Ende. Das Interesse an der romantischen Ruine erwachte bekanntlich im 19. Jahrhundert, von ihrem Wiederaufbau wurde nach langer Diskussion erfreulicherweise Abstand genommen. Das Heidelberger Schloss ist heute die zweifellos berühmteste Schlossruine Deutschlands und wird dementsprechend stark besucht. (Thomas Steinmetz).

Bauentwicklung:

Bedingt durch die jahrhundertelange Nutzung des Heidelberger Schlosses als Fürstenresidenz, das älteste Gebäude ist heute der nach seinem Erbauer Ruprecht III. (1389 bis 1410) so genannte Ruprechtsbau, sind die Konturen der stauferzeitlichen Burg heute kaum noch zu erkennen. Klar ist immerhin, dass die Burg in etwa quadratische Umrisse mit Seitenlängen von ca. 100 Metern hatte. Eine vorgelagerte Vorburg existierte angesichts der Weitläufigkeit der Anlage nicht. Ein so ausgedehntes Baugelände hatte wahrscheinlich bereits im Mittelalter nicht ohne Aufschüttungen erreicht werden können. Die vorgenannten Dimensionen sind weniger die einer Burg, als solche einer Fürstenpfalz. An der Südseite lag (wie heute) der Zugang, der durch einen Torturm gesichert war. Hinweise auf eine stauaferzeitliche Doppelkapelle finden sich in schriftlichen Quellen, erhalten ist davon nichts. Für die Existenz eines Bergfrieds oder Wohnturmes gibt es dagegen keine Indizien. Reste des mittelalterlichen Palas oder Saalbaues sind in der Nordostecke erhalten. Zu diesem gehört das heute restaurierte romanisch-frühgotische Fenster, das die älteste Bausubstanz des gesamten Schlosses darstellt. Dieser mittelalterliche Baukörper ist heute durch den "Gläsernen Saalbau" aus dem mittleren 16. Jahrhundert überbaut. Die übrigen Paläste der Renaissancezeit zerstörten die mittelalterliche Bausubstanz offenbar vollständig. Im ausgehenden 15. Jahrhundert nötigte die Entwicklung der Feuerwaffen zur Neubefestigung des Schlosses an der gefährdeten Ostseite durch drei Geschütztürme. Nach 1500 erfolgte unter Kurfürst Ludwig V. die Sicherung des Westseite durch Aufschüttung des "Stückgartens" und die Erbauung zweier weiterer Geschütztürme, vor allem des "Dicken Turmes". Auch das 17. Jahrhundert verstärkte noch die Wehranlagen des Schlosses. Dennoch konnte die aus der Topographie resultierende fortifikatorische Unzulänglichkeit des Heidelberger Schlosses niemals überwunden werden, das dennoch bis zur Zerstörung von 1689 bzw. 1693 eine Wehranlage bleiben sollte.
Die malerische Ruine geriet zur Zeit der Romantik vor allem durch das Engagement von Charles Graf von Graimberg in den Blickwinkel der Öffentlichkeit. Der zuvor diskutierte komplette Wiederaufbau der Ruine wurde 1891 durch die badische Staatsregierung ausgeschlossen. Lediglich einige der Paläste wurden wieder überdacht, oder im Inneren zu Ausstellungs- und Museumszwecken hergerichtet. Die Erforschung der mittelalterlichen Baugeschichte des Schlosses ist noch in Gange und wird eine dauerhafte Aufgabe bleiben. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Die Ruine des Heidelberger Schlosses ist ein Konglomerat aus zahlreichen Bauten, von denen die Bausubstanz der Renaissancezeit jedoch für den Gesamteindruck der Ruine prägend ist. Bausubstanz aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, verbaut in der Ruine des "Gläsernen Saalbaues", ist für den Besucher optisch nicht mehr wahrnehmbar. Die mindestens zwei mittelalterlichen Burgkapellen sind vollständig verschwunden. Erst die Spätgotik hat aufrecht stehenden Bauten hinterlassen, vor allem den Ruprechtsbau in der Südwestecke und die drei Geschütztürme der Ostseite (Glocken-, Apotheker- und Krautturm), die sekundär zu Wohnzwecken überbaut wurden. Von den Anstrengungen zur Befestigungen des Schlosses zeugen weiterhin der aufgeschüttete Stückgarten im Westen mit einem halbrunden und vor allem mit dem ehemals vollrunden (heute gesprengten) "Dicken Turm". Von daher ist das Heidelberger Schloss im heutigen Bauzustand keine mittelalterliche "Burg" mehr, sondern ein Fürstensitz der Renaissancezeit. Dennoch war es bis 1693 ein Schloss im wörtlichen Sinne, nämlich eine Wehranlage. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Es liegen aus dem Schlossbereich vielfältige Funde vor, weitere sind beim Fortgang der Restaurierungs- und Bauforschungsarbeiten zu erwarten. (Thomas Steinmetz)