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Guttenberg a. Neckar

Geschichte:

Gesicherte urkundliche Zeugnisse über Burg Guttenberg setzen mit der Erstnennung von 1296 relativ spät ein, weshalb die Frühgeschichte der Burg nur bedingt zu erhellen ist. Nachteilig ist insbesondere auch das Vorkommen gleicher oder ähnlicher Burgnamen anderenorts. Von daher wurde publizierten Versuchen, Burg Guttenberg einem Verteidigungsring um die nahegelegene Kaiserpfalz Wimpfen zuzuordnen, mit guten Gründen widersprochen. Unklar bleibt auch das Verhältnis zur direkt gegenüber auf dem rechten Neckarufer liegenden und früher urkundlich erwähnten Burg Horneck, auf die der Guttenberg wie eine Gegenburg herunter blickt. Erste nachweisbare Herren der Burg sind die Reichsministerialen von Weinsberg und es gibt keinen Grund, in ihnen nicht auch die Erbauer von Burg Guttenberg erkennen zu dürfen. Spektakuläre Ereignisse wie Belagerungen sind aus der Zeit der Weinsberger auf Guttenberg nicht überliefert. 1393 wurde eine neue Burgkapelle gestiftet, deren Vorgängerin bereits 1296 erwähnt worden war.
Im Jahre 1449 veräußerte der Bischof von Würzburg als Vormund der Söhne des verstorbenen Reichserbkämmerers Konrad von Weinsberg Burg Guttenberg für 6000 Gulden an Hans "den Reichen" von Gemmingen, der damit die Linie Gemmingen-Guttenberg des weit verzweigten Kraichgauer Adelsgeschlechtes stiftete. Diesem Geschlecht gehört die Burg bis heute. Auch den Burgherrn aus dem Hause Gemmingen gelang es über die Jahrhunderte, kriegerische und sonstige schädliche Ereignisse von der Burg fern zu halten. Ab 1949 konnte der Guttenberg zunehmend als Ziel für den aufkommenden Tourismus etabliert werden. Mit der "Deutschen Greifenwarte", die sich 1971 in der Burg einrichtete, wurde ein is heute anhaltender besonderer Anziehungspunkt in der Burg geschaffen. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte der Burg ist ähnlich wie deren allgemeine Geschichte unzureichend erforscht und generell schwer zu erhellen, da die Gebäude der Kernburg über Jahrhunderte hinweg genutzt wurden und sich heute (erfreulicherweise) nach wie vor unter Dach befinden. Archivalische Baunachrichten liegen nicht vor. Der quadratische Bergfried steht ungewöhnlicherweise vor der Ringmauer, weshalb vermutet wurde (Antonow), er gehöre einer späteren Bauphase als diese an. Die Autoren der jüngsten Veröffentlichungen rechnen ihn dagegen der Gründungsanlage zu. Sicher ist angesichts der Zangenlöcher des Turmes, dass er nach 1200 datiert. Die die Burg dominierende Schildmauer mit Ecktürmchen scheint angesichts einer Baufuge erst in einer jüngeren Bauphase ihre heutige Höhe erreicht haben. Sehr ähnlich ist die um 1300 entstandene Burg Dilsberg bei Heidelberg. Unklar ist das baugeschichtliche Verhältnis zur inneren und äußeren Zwingermauer. Letzte ist mit ihren fünf Türmen zwanglos in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren, wie vergleichbare Schießscharten anderenorts (Horneck, Zwingenberg, Weinsberg) belegen. Die Zwingermauer dürfte deshalb beim Verkauf der Burg an Hans von Gemmingen bereits vorhanden gewesen sein. Noch schwieriger ist die Frage nach der baulichen Entwicklung der Wohngebäude zu beantworten. Aufgrund des Befundes eines frühgotischen Fensters muss das große viergeschossige Wohngebäude an der Talseite noch Bausubstanz aus der Frühzeit in unbestimmtem Umfang besitzen. Das kleinere, an die Schildmauer angelehnte Gebäude soll dagegen erst nach 1449 entstanden sein und wurde um 1741 umgebaut. Die Frage nach der konkreten Gestalt der mittelalterlichen Wohnbauten ist somit momentan nicht verbindlich zu beantworten.
Die Erhöhung des Bergfrieds auf etwa 40 m ist aufgrund eines spätgotischen Gesimses vermutlich erst nach Erwerb der Burg durch Hans von Gemmingen erfolgt. Die Jahreszahl 1572 datiert die zur Kernburg führende steinerne Brücke, die sicherlich eine vorherige Zugbrücke ablöste. Zur Baugeschichte der Vorburg läßt sich nur insoweit etwas sagen, dass sie angesichts der relativen Kleinräumigkeit der Burg bereits in der Anfangszeit vorhanden gewesen sein dürfte.
Die Barockisierung in der Mitte des 18. Jahrhunderts machte keineswegs aus der "Burg" ein "Schloss", sondern modernisierte lediglich die Wohnfunktion. Dass das 17. Jahrhundert der Bausubstanz der Burg geschadet und so die spätere Barockisierung erzwungen hatte, ist anzunehmen. In der im 18. Jahrhundert entstandenen Form blieb die Burg bis heute erhalten. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Trotz der im 18. Jahrhundert erfolgte Barockisierung der Kernburggebäude wirkt die Burg in der Fernwirkung dank der sehr schlichten barocken Fassaden heute noch ausgeprägt mittelalterlich. Die etwa halbkreisförmige Kernburg wird durch eine Schildmauer mit (teilweise später verdeckten) Erkern geschützt, der quadratische Bergfried steht seitlich des Tores der Kernburg vor der Schildmauer. Die Schildmauer ähnelt jener der Burg Dilsberg nahe Heidelberg. Die Wehrplatte des spätmittelalterlich erhöhten Turmes, der Eckbuckelquader besitzt, ist mit einer barocken Balustrade bekrönt. Der Wehrgang der Schildmauer ist noch vorhanden und vermittelt auch den Zugang zum Bergfried. Die Gebäude der Kernburg sind infolge des barocken Umbaues einheitlich gelb verputzt, wodurch etwaige mittelalterliche Baubefunde nicht zu sehen sind. Das kleinere westliche Gebäude wird für Ausstellungszwecke bzw. für das Burgmuseum genutzt, das neckarseitige Hauptgebäude für Wohnzwecke.
Ein sehr eindrucksvolles Beispiel spätmittelalterlichen Wehrbaues ist der mit fünf Rundtürmen versehene äußere Zwinger. Sein Wehrgang ruhte innen auf steinernen Bogenblenden und kragte außen auf einem Rundbogenfries vor. Zwingermauer und Türme besitzen hochrechteckige Senkscharten, wie sie auch beim benachbarten Schloss Horneck und der neckarabwärts gelegenen Burg Zwingenberg vorkommen. Der Eingang zur Kernburg wird von einem zusätzlichen, vermutlich jüngeren Rundturm bewehrt. Das Vorfeld der Kernburg wird heute von gastronomischen Einrichtungen genutzt.
Die nördlich unterhalb der Burg gelegene schmale Vorburg ist durch den Durchbruch der Straße nach Neckarmühlbach so stark beinträchtigt worden, dass ihr baulicher Zusammenhang mit der Kernburg heute fehlt. Ihre teilweise aus Fachwerk erbauten Gebäude stammen aus der frühen Neuzeit. Sehr eindrucksvoll ist das Tor der Vorburg mit zwei flankierenden Rundtürmen und einer Pechnase über der Einfahrt.
Die malerische Burgkapelle St. Nikolaus und Eucharius liegt ungewöhnlicherweise unterhalb der Burg, vielleicht in Folge von deren Kleinräumigkeit. Der bestehende Bau ist aus der 1393 erbauten Kapelle hervor gegangen, wurde aber 1501 nach Westen verlängert. Die Kapelle besitzt eine Vielzahl von Grabdenkmälern und Memoriae der Freiherrn von Gemmingen-Guttenberg. Zwei zur Kapelle gehörende Flügelaltäre werden aus Sicherheitsgründen heute im Burgmuseum ausgestellt. (Thomas Steinmetz)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Funde liegen von der Burg nicht vor.