EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Linn

Geschichte:

Die Anfänge liegen im Dunkeln. 1186 wird erstmals ein Herr von Linn genannt. Kurz vor 1188 verkaufen der Edelfreie Otto von Linn und sein Bruder ihr Allodium für 100 Mark an den Erzbischof von Köln. Anscheinend werden sie anschließend mit Linn belehnt. Als Gerhard von Linn 1264 kinderlos stirbt, kommt das Lehen an den Grafen von Kleve, der es zweimal als Witwensitz ausweist (Margareta von Kiburg und Mechtild von Geldern). Unter Mechtild von Geldern wird Linn zum Raubnest (Heinrich von Strünkede), gegen das der Landfriedensbund aufgeboten werden soll. Die für 1377 geplante Belagerung kommt nicht zustande. Jedoch gelingt es dem Erzbischof in der Folge, das Lehen als erledigt einzuziehen und in Linn einen Amtmann einzusetzen (Amt Linn, von Düsseldorf-Heerdt bis Willich). Die Burg bleibt kurkölnischer Amtssitz bis 1794, obwohl der Amtmann nach der Zerstörung der Burg (1704) in die Vorburg umziehen muss. Gut dokumentiert ist eine längere Belagerung im Jahre 1477 durch Hermann von Hessen, den designierten neuen Erzbischof. Es gelang ihm schließlich, die Anhänger seines Amtsvorgängers zur Aufgabe zu zwingen. 1806 ging die Burg durch Kauf an die Krefelder Seidenhändlerfamilie de Greiff. 1923(25) erwarb sie die Stadt Krefeld. Am 28. Mai 1930 wurde in der Vorburg das Krefelder Heimatmuseum eröffnet. Jetzt war auch die Burgruine öffentlich zugänglich. (Christoph Reichmann)

Bauentwicklung:

Kern der Anlage ist eine ursprünglich wohl rund 5 m hohe Motte mit hölzerner Bebauung. Wohl in der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde im Burghof das erste Steingebäude errichtet, eine Art Palas mit ca. 70 cm starken Wänden aus Tuff und Rollsteinen (nur archäologischer Befund). Anschließend begann man mit der Errichtung einer Tuffsteinringmauer, die aber nur zu einem kleinen Teil (zur Vorburgseite) fertiggestellt und später wieder abgerissen wurde. Um 1200 begann der Bau der erhaltenen Ringmauer aus Backsteinen (flämischer Verband) im Verbund mit sechs modernen Flankentürmen. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Mauer um 3 m erhöht. Außerdem zog man die Rundtürme als Schalentürme über die Mauer hoch und erhöhte die Motte. Torturm und Torzwinger mit großen Maschikuli wurden wie der Palas und der Bergfried anscheinend zu Beginn der klevischen Zeit, d.h. noch in der zweiten Hälfte des 13. Jh. errichtet. Nach Baubefund besaß der Palas offenbar ursprünglich oben einen rundumlaufenden Wehrgang. Der erhaltene Küchenflügel wurde im 16. Jh. errichtet und der neue Treppenturm am Palas um 1700. Die beiden Fachwerkflügel des 17. Jahrhunderts sind völlig ausgebrannt und bei der Restaurierung der Ruine weitgehend abgeräumt worden, bzw. nur noch indirekt in Spuren an den angrenzenden Gebäuden erkennbar. Relativ gut erhalten ist die äußere Wehrmauer aus dem Jahre 1478.
In der Vorburg ist die Ummauerung des 14. Jh. (ohne Wehrgang) erhalten sowie das neue Tor aus der ersten Hälfte des 15. Jh.. Ferner steht noch das ehemalige Back- und Brauhaus auf der Südmauer (laut verdeckter Bauinschrift von 1488) und die etwa gleichzeitige Zehntscheune auf der Nordmauer. Das Back- und Brauhaus wurde 1708 zur Kellnerei umgebaut und 1836 zum Herrenhaus der Familie de Greiff. Seit 1930 trägt es die museale Bezeichnung Jagdschloss. (Christoph Reichmann)

Baubeschreibung:

Erhalten sind in der Hochburg vom mittelalterlichen Bestand die vollständige Ringmauer größtenteils mit Zinnen und fünf Flankentürmen, die Toranlage, der Palas und der Bergfried (bis zur Höhe der Kragsteine für die Wehrplattform). Im Bereich des der Vorburg zugewandten Palas zeigt sich der Wehrgang der Ringmauer um einen Meter höher als an den anderen Seiten. Auch werden die Zinnen noch nicht von Schießscharten durchbrochen. Offenbar wurden die Schießscharten in den übrigen Zinnen erst nach dem 13. Jahrhundert eingebaut. Von den ursprünglich sechs Flankentürmen wurde einer für die Errichtung des Bergfriedes abgebrochen. Der zuletzt errichtete Flankenturm (Butterturm an der Nordseite des Palas) ist nicht mehr wie seine Vorgänger als Schalenturm sondern als größerer Vollturm ausgeführt. Seine Wehrplattform ist über eine Mauertreppe vom Rittersaal (bzw. ursprünglich dem Wehrgang der Ringmauer) aus zugänglich. Später wurde eine zweite Mauertreppe von außen durch die Palasmauer gebrochen, um die Plattform wieder vom Wehrgang aus zugänglich zu machen. Ein Maueranschluss am Torturm zeigt, dass der Palas ursprünglich ebenfalls einen mit Zinnen ausgestatteten rundumlaufenden Wehrgang besessen hat. Für diesen Wehrgang musste der Torturm erhöht werden, woraus deutlich wird, dass der Turmturm im unteren Bereich älter ist als der Palas. Die Maschikulireihe über dem Mitteltor mutet zwar auf den ersten Blick bereits galerieartig an, ist jedoch eigentlich nur ein fünfgeteilter Gußerker. Der ursprünglich darüber befindliche Wehrgang wurde nach einem Brand im 16. Jahrhundert abgebrochen und durch eine zurückspringende glatte Mauer ersetzt.
Durch den langen Ruinenzustand haben sich nur wenige Putzreste oder Holzteile erhalten. Die einzigen erhaltenen Holzreste befinden sich im Verließ des Bergfriedes (Zwischenplattform). Eine Dendroprobe wurde allerdings noch nicht genommen. Die seit dem Spätmittelalter eingebauten Kachelöfen sind nur archäologisch nachweisbar. Museal rekonstruiert wurden allein die offenen Kamine. Es sind noch vier Abtritte des 13. Jahrhunderts im Bestand nachweisbar. Einer, im Bergfried, befindet sich in der Mauerstärke, drei kragten als gemauerte Erker aus zwei der Flankentürme nach außen vor (heute bündig vermauert). Einer der Abritte ist innen noch teilweise erhalten (für Besucher nicht zugänglich). (Christoph Reichmann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bauhistorische und archäologische Untersuchungen wurden seit 1940 durch A. Steeger durchgeführt. Steeger räumte die ausgebrannten Fachwerkflügel ab und legte die im 17. Jh. für die Anlage von Geschützplattformen stark verschüttete äußere Wehrmauer größtenteils wieder frei. Im Innenhof untersuchte er meist nur die Böden der letzten Bauschicht, legte jedoch 1946 in einer ausgedehnteren Grabung das Burghaus des 12. Jahrhunderts frei. Dabei stieß er angeblich unter dem Boden auch auf geringe Spuren von Holzpfostengruben.
In jüngerer Zeit wurden verschiedene kleine Sondagen in Folge bzw. Begleitung von Baumaßnahmen durchgeführt. Sie galten hauptsächlich der Baugeschichte der oberirdisch erhaltenen Bauten. Tiefere Einschnitte in den Hügel konnten nicht vorgenommen werden, so dass dessen Entstehung nach wie vor ungeklärt ist. Die ältesten bislang geborgenen Scherben datieren in das 12. Jh. (Christoph Reichmann)