Geschichte:
Erstmals urkundlich erwähnt wird Mylau 1212 anlässlich der Übertragung des Herrschaftsbereichs ("provincia, qui Milin dicitur") durch Kaiser Friedrich II. an Böhmen. Sehr wahrscheinlich wurde die Burg bereits um oder kurz vor 1200 als Reichsburg gegründet. Irreführend ist jedoch die in der älteren Literatur gelegentlich auftauchende Bezeichnung "Kaiserschloss", da es sich um eine Wortschöpfung des 19. Jahrhunderts handelt. 1213/1214 erscheint in den Schriftquellen erstmals eine sich nach der Burg benennende Adelsfamilie, bei der es sich höchstwahrscheinlich um Reichsministerialen handelte. Explizit wird Burg Mylau 1323 erwähnt, als Heinrich II. Reuß von Plauen von Kaiser Ludwig dem Bayern mit Burg Mylau und der Stadt Reichenbach belehnt wird. In der Urkunde ist von dem "castrum Mylin et oppidum Rychenbach" die Rede.
Bereits im 13. Jahrhundert war Mylau in die Verfügungsgewalt der Vögte von Weida bzw. von Plauen übergegangen, die die landesherrlichen Rechte im Vogtland für sich beanspruchten und ihre Herrschaft schließlich durchsetzen konnten. Die Burg bildete den Herrschaftsmittelpunkt einer Herrschaft an der mittleren Göltzsch, die sich zwischen die slawischen Gaue Döbna und Geraha einschob. In den Machtkämpfen zwischen Böhmen und Wettinern Mitte des 14. Jahrhunderts gelang es Karl IV., im Vogtland Fuß zu fassen und den Reußen u. a. Mylau zu entreißen. 1367 weilte das Reichsoberhaupt auf Burg Mylau. Burg und Stadt Mylau gelangten schließlich wieder an Böhmen. Von entscheidender Bedeutung für das weitere Schicksal von Burg, Stadt und Herrschaft war die 1422 erfolgte Verpfändung Mylaus an die Wettiner, die den Besitz schließlich ihrem Territorium einverleiben konnten, da die Pfandschaft nie wieder eingelöst wurde. Mylau blieb sächsisch. Im 16. Jahrhundert gelangte die Burg in den Besitz des Joseph Lewin Metzsch (1508-1571), der insbesondere als Anhänger der Reformation Bedeutung erlangte. Im Schmalkaldischen Krieg wurde Burg Mylau 1547 belagert. 1771 veräußerte Christian August von Planitz die Burg an Christian Heinrich Petzold aus Greiz, der die Anlage 1792 dem Landwirt Johann Friedrich Golle verkaufte. Die Burg geriet in Verfall und wurde schließlich von dem Mylauer Textilunternehmer Christian Gotthilf Brückner erworben, der dort 1808 bis 1828 eine Baumwollspinnerei betrieb, die zu den größten Unternehmen in Sachsen zählte. 1868 war in der Burg ein zweites Unternehmen ansässig: Karl Baust unterhielt in den Gebäuden eine Stoffdruckerei, die jedoch bereits 1894 wieder auszog. 1892 ging die in Verfall geratene Burg in das Eigentum der Stadt Mylau über, die 1895 eine umfassende Restaurierung einleitete. In der Burg wurden 1893 ein Museum und eine Gaststätte eingerichtet. Das im ehemaligen Hauptgebäude eingerichtete Rathaus wurde 1896 seiner Bestimmung zugeführt. Bis heute beherbergt die 1984 sanierte Burg Mylau ein Museum. In Teilen der Burg soll ab 2013 eine Schule betrieben werden. (Jens Friedhoff)
Bauentwicklung:
Wie die hochmittelalterliche Gründungsanlage Mylau ausgesehen hat, ist unklar. Der noch erhaltene Baubestand der Burg ist das Resultat zahlreiche baulicher Veränderungen. Die Erhaltung der imposanten, jedoch seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in Verfall geratenen Höhenburg initiierte der "Verein für Wiederinstandsetzung und Erhaltung des alten Kaiserschlosses", der Mylauer Schlossbauverein unter dem Vorsitz des Fabrikanten und Reichstagsabgeordneten Robert Merkel (1850-1916).
Der mittelalterlichen Anlage gehören der runde Bergfried an der Nordostecke sowie Mauerpartien der so genannten Oberburg an, deren Gebäude sich um einen trapezförmigen Hof gruppieren. Ein großzügiger Ausbau der Anlage erfolgte zwischen 1400 bis 1423 unter den Königen von Böhmen. Wertvolle Einblicke in das spätmittelalterliche Baugeschehen vermittelt die aus dem Jahr 1423 erhaltene Baurechnung. Sehr wahrscheinlich erstreckten sich die baulichen Aktivitäten des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts auf den halbrund aus der Außenfassade des Nordostflügels vorspringenden Rundturm und die östliche Vorburg (Unterburg) mit den beiden viereckigen Flankentürmen. Vermutlich erfolgten die Bauarbeiten im Zuge der Wiederherstellung der Burg, die 1405 in der Fehde des böhmischen Königs Wenzel IV. mit Heinrich Reuß von Plauen zu Greiz und Heinrich zu Gera beschädigt worden war.
Der Palas der Oberburg erhielt im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts ein neues Obergeschoss. Etwa zur gleichen Zeit könnte der Bau des Wendeltreppenturmes (1583?) erfolgt sein. Der Uhrenturm an der Nordwestecke wurde 1725 mit einer neuen steilen verschieferten Turmhaube versehen, während der romanische runde Bergfried 1772 eine geschweifte Haube erhielt. In den 1770er Jahre setzte - bedingt durch die Nutzung als landwirtschaftliches Anwesen - der langsame Verfall der Anlage ein. Die Nutzung als Baumwollspinnerei 1808 hatte weitere Eingriffe in die Bausubstanz zur Folge. Erst mit dem Übergang in kommunalen Besitz 1892 setzten Restaurierungsmaßnahmen ein, die jedoch eine tiefgreifende historistische Umgestaltung der gesamten Anlage bedingten. Der Umbau erfolgte nach Plänen von Julius Lindner und Gustav Riedel. Die Innenausmalung der Räume oblag dem Atelier Harnisch aus Reichenbach. Das gesamte Gelände des Schlossbergs wurde parkartig umgestaltet. An die Stelle des von Christian Gotthelf Brückner zwischen dem Glockenturm der Unterburg und dem Trakt mit dem Kaisersaal aufgeführten Fachwerkbau trat 1907 ein Neubau, mit Räumlichkeiten für die städtische Verwaltung. (Jens Friedhoff)
Baubeschreibung:
Die imposante Burg Mylau erhebt sich auf einem mäßig hohen Bergsporn über dem Mündungswinkel der Göltzsch und des von Reichenbach zufließenden Siefenbaches. Deutlich erkennbar ist die zweiteilige Gliederung der Anlage in eine annähernd dreieckige Oberburg mit rundem Bergfried, deren Gebäude einen kleinen trapezförmigen Innenhof umgeben, sowie die im Nordwesten der Oberburg vorgelagerte Unterburg mit zwei viereckigen Türmen an der Nordwestseite. Der Zugang zur Burg erfolgt von der Stadt aus durch das ehemalige Tor in der Wehrmauer der Unterburg. Seitlich wird der Zugang durch zwei mächtige spätmittelalterliche Geschütztürme gesichert, von denen der südöstliche in die rückwärtige Fassade des Hauptgebäudes integriert ist, während der nordöstliche von einer historistischen Aussichtsplattform bekrönt wird. Der gesamte ehemalige Wehrgang der Ringmauer erhielt Ende des 19. Jahrhunderts eine historistische Brüstung. Nach Nordosten schließt sich an die Ringmauer der mächtige quadratische Rote Turm an, der durch einen an die Ringmauer angebauten Fachwerkbau mit dem an der Nordwestseite gelegenen schmalen viereckigen Uhrenturm verbunden ist. Der Uhrenturm bestimmt die Silhouette der Burg durch seine steile 1725 aufgesetzte Turmhaube. Nach Nordwesten wird der Hof der Unterburg durch einen Verwaltungsbau des ausgehenden 19. Jahrhunderts und den so genannten Kaisersaal begrenzt. Die Nordostseite des Innenhofs der Oberburg nimmt der historistisch überformte Wohnbau ein, in dem 1892 das Rathaus eingerichtet wurde. Als Pendant zu dem romanischen runden Bergfried an der Südostecke hat sich in dem Baukörper an der gegenüberliegenden Nordwestecke ein quadratischer Eckturm erhalten. Die Innenräume der Burg Mylau zeichnen sich z. T. durch eine aufwendige späthistoristische Ausstattung (z.a. Metzschzimmer der Schlossschenke, Eingangshalle des so genannten Palas und Ratssaal) aus. (Jens Friedhoff)