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Rochlitz

Geschichte:

Siedlung und Burg bildeten in Rochlitz bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts eine topographische Einheit. Im Frühmittelalter bildete die Region um Rochlitz einen eigenen kleinen Gau in der Landschaft Chutizi. Mit ziemlicher Sicherheit erfolgte nach der Eroberung und Kolonisation des slawischen Gebiets in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Gründung eines Burgwards. Die Gründung der St. Petrikirche zu Rochlitz datiert noch vor 981. Der Sakralbau im Bereich der Befestigungsanlage der frühen Burg bildete einen wichtigen Missionsstützpunkt der Kirche zu Merseburg. Ursprünglich zum Allodialbesitz der Markgrafen von Meißen gehörend, fiel Rochlitz 1046 an das Reich zurück. Burg Rochlitz wurde salische Reichsburg. Kaiser Heinrich III. hielt sich mehrfach in Rochlitz auf, wie die Ortsnennung in einigen von seiner Kanzel ausgestellten Urkunden belegt. Das Reichsoberhaupt überließ Rochlitz seiner Gattin Agnes von Poitiou als Wittum. Der Stauferkönig Konrad III. überließ die Reichsburg Rochlitz 1143 dem Markgrafen Konrad von Meißen. Zusammen mit Groitzsch bildete Rochlitz bei der Teilung am Ende der Regentschaft Markgraf Konrads I. die Hälfte einer selbständigen Grafschaft. Der Wettiner Dedo nutzte Rochlitz zeitweise als Herrschaftsmittelpunkt der Linie Rochlitz-Groitzsch. Auch nach der Wiederherstellung der Markgrafschaft Meißen im Jahr 1217 behielt Rochlitz seine Bedeutung als Zentralort der wettinischen Besitzungen bei. Im 13. und 14. Jahrhundert beherbergten Burg und Stadt Rochlitz zeitweise die fürstliche Hofhaltung. Nach einem zweijährigen Intermezzo - Rochlitz wurde von 1296 bis 1298 nochmals den Reichsgütern zugeschlagen - verblieben Burg und Stadt in der Folgezeit in wettinischem Besitz. Umfangreiche bauliche Veränderungen erfuhr die Anlage vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. 1482 bis 1501 residierte Herzogin Amalia, Witwe des Herzogs Ludwig des Reichen von Bayern-Landshut, in Rochlitz. 1507 bis 1510 hielt sich Friedrich von Sachsen, der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in Rochlitz auf. Im 16. Jahrhundert diente Rochlitz bevorzugt als Witwensitz: 1537 bis 1547 hielt die Herzogin Elisabeth, Witwe des Herzogs Johann von Sachsen, hier Hof und 1591 bis 1611 wurde die Burg an die Kurfürstin Sophie, die Witwe Christians I., als Wittum ausgegeben. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts verlor Rochlitz seine Bedeutung als Residenz, blieb jedoch Behördensitz. Im Dreißigjährigen Krieg mehrfach geplündert, beherbergte das so genannte Oberschloss ab 1645 die Amtsverwaltung. 1850 erfolgte die Einrichtung eines Bezirksgerichts auf Burg Rochlitz. Bedingt durch den Nutzungswandel entstand im Kernbereich der Anlage ab 1852 ein Gefängnisbau, der erst 1990/91 niedergelegt wurde. Teile der Anlage wurden bereits 1892 museal genutzt. Das Bezirksgericht bestand bis 1990. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1960 das Museum wieder eingerichtet und unter die kommunale Aufsicht der Stadt Rochlitz gestellt. Seit 1994 ist Schloss Rochlitz Staatlicher Schlossbetrieb. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die imposante Höhenburg Rochlitz weist eine bemerkenswerte, in den letzten Jahrzehnten umfassend untersuchte Baugeschichte auf, deren Anfänge bis in das beginnende 11. Jahrhundert zurückreichen. Zu den ältesten Bauteilen der Anlage gehören die Wohntürme I und II., sowie der Palas im Bereich des Südflügels. Der Wohnturm I konnte dendrochronologisch in die Zeit um 1115 datiert werden. In geringem zeitlichem Abstand zur Gründung des Wohnturms erfolgte die Erneuerung der so genannten Kemenate, die heute einen Teil des Querhauses bildet. Umfangreiche bauliche Aktvitäten lassen sich für das letzte Viertel des 14. Jahrhundert nachweisen. Dieser Bauphase gehört u. a. die westliche Front mit den beiden, die Silhouette der Burg bestimmenden quadratischen Türmen, den so genannten "Jupen", der Fürstenbau (Querhaus), die Kapelle mit der Überbauung des östlichen Südflügels, Küche, Toranlagen und Brücken an. Zwischen 1470 und 1480 wurden im Kontext der Einrichtung eines wettinischen Prinzenhofes weitere Umbauten vorgenommen, die sich auf den Fürstenbau, das Querhaus und die Kapelle erstreckten. Weitere bauliche Eingriffe waren durch die Einrichtung einer Witwenresidenz für Amalia von Bayern-Landshut (1481-1501), die Nutzung durch den Hochmeister des Deutschen Ordens, Friedrich von Sachsen (1507-1510) und die Herzogin Elisabeth von Sachsen (1537-1547), bedingt. Als Initiator weiterer Umbaumaßnahmen tritt 1588 bis 1590 der sächsische Kurfürst Christian in Erscheinung. Die Verwüstungen, bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg, wurden bis 1664 behoben. Ab 1784 stand Schloss Rochlitz zeitweise leer. Es folgten Teilabbrüche und Vereinfachungen der Dachlandschaft. Fenster und Türen wurden 1801 zum Teil vermauert. Erst mit dem Einzug von Gericht und Gefängnis wurde die Anlage einer neuen Nutzung zugeführt. 1892 wurde das Schlossmuseum eingerichtet und in diesem Zusammenhang stieß man auf Reste gotischer Wandmalerei. Die im Innenhof erbauten Gefängnistrakte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erst 1990 beseitigt. Umfangreiche Sanierungsarbeiten begleitet von detaillierter Bauforschung, fanden 1993 bis 2003 statt. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Das auf einem schmalen Berggrat gelegene Schloss Rochlitz präsentiert sich dem Betrachter als eine langgezogene, dreiteilige Anlage. Im Westen befindet sich - außerhalb der Ringmauern der Burg die Peterskirche, an die sich Abschnittsgräben und das so genannte Mittlere Schloss, die Vorburg, anschließen. Es folgt die langgezogene Kernburg mit dem Querhaus und Kapelle und Hohem Haus an der Nordostecke. Zum Mudetal ausgerichtet ist die langgezogene, die ältesten Teile der Burg umfassende Südfront, die u.a. Reste des Palas und zweiter hochmittelalterlicher Wohntürme aufweist. Die Westseite dominieren die beiden spätmittelalterlichen Türme ("lichte" und "finstere Jupe"), von denen der südwestliche das Tor mit der Brücke über den Halsgraben flankiert.
Im Bereich des Südflügels liegt ein als Wohnturm I bezeichneter Bauteil, der dendrochronologisch in die Zeit um 1115 zu datieren ist und damit zu den ältesten bislang nachweisbaren Profanbauten Sachsens zählt. Teile des Südflügels weisen bedeutende romanische Befunde sowie umfangreiche Putz- und Malereireste des 14. bis 19. Jahrhunderts auf. Der Wohnturm II mit dem Palas entstand um 1170. Beachtung verdient ferner die große Küche mit dem bauzeitlichen Herd und dem Rauchfang aus der Zeit um 1400 sowie die teilweise erhaltene spätmittelalterliche Heizungsanlage. Das im Osten gelegene Querhaus bildete ursprünglich einen Teil der Kemenate und stellt die Verbindung mit dem sog. Fürstenbau her. Auch dort lassen sich romanische Bauteile nachweisen. Ferner wurden im Zuge der bauhistorischen Untersuchung eine Umbauphase des 16. Jahrhunderts und bauliche Veränderungen des 17. bis 19. Jahrhundert festgestellt. Von der wandfesten Innenausstattung blieben Fragmente des Gipsputzes aus dem Jahr 1380 sowie eine Holzdecke aus dem 14. Jahrhundert erhalten. An die so genannte Silberkammer grenzt ein Heizraum mit einer mittelalterlichen Heizungsanlage. Das Fürstenhaus (Fürstenbau, Hohes oder Neues Haus) konnte mittels einer dendrochronologischen Untersuchung in die Zeit zwischen 1375 bis 1380 datiert werden. Es handelt sich um einen Saalbau, den Markgraf Wilhelm von Meißen in Auftrag gegeben hatte. Bauliche Veränderungen, die sich vornehmlich auf das Raumprogramm erstreckten sind für die Jahre 1537/38 und 1588/89 zu belegen. In mehreren Räumen des Obergechosses stieß man 2002 auf Reste des spätmittelalterlichen Putzes. Die "Rote Stube", die 1992 saniert wurde, enthält eine repräsentative Decke aus dem Jahr 1588. Zu den herausragenden Bauteilen der Residenzburg Rochlitz gehört die Kapelle im südöstlichen Teil der Kernburg. Der spätgotische Bau wird einem Schüler des Baumeisters Arnold von Westfalen zugeschrieben. Kunsthistorisch zählt der Sakralbau zu den wertvollsten Schlosskapellen des Freistaats Sachsen. Der Bau wurde mehrfach umgestaltet, u. a. von der Herzogin Amalia aus dem Hause Bayern-Landshut, die auf Schloss Rochlitz Teile ihrer bedeutenden Reliquiensammlung untergebracht hat. Die figürliche Ausmalung entstand nach 1481. Um 1530 wurde die Kapelle als Sakralraum aufgegeben. Südlich schließt sich an die Kapelle die Sakristei an, die über dem ursprünglichen, im Spätmittelalter verlegten Burgtor aus romanischer Zeit liegt. Das Gewölbe der Sakristei datiert ins 15. Jahrhundert. Baubefunde legen nahe, dass die Burg Rochlitz in romanischer Zeit über eine Kapelle verfügte, die oberhalb des Tores zur Kernburg platziert war. (Jens Friedhoff)