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Sythen

Geschichte:

Im Bereich der spätmittelalterlichen Wasserburg Sythen befand sich rund 300 Jahr früher eine mittelalterliche Wallburg, die als "sitnia" urkundlich bezeugt ist (Sythen I). Ein Zusammenhang zwischen beiden Anlagen kann bisher nicht nachgewiesen werden.
Das spätmittelalterliche Rittergut ist ab der 2. H. des 13. Jhs. historisch belegt und auch bei archäologischen Untersuchungen sind bisher ausschließlich Befunde dieses späteren Zeitraums nachgewiesen worden. 1268 bis 1301 ist der bischöfliche Vasall Ritter Diederich auf Sythen ansässig. 1301 werden die Ritter von Hagenbeck als Besitzer von Burg Sythen genannt und wohnen dort bis 1450. Danach folgte Johann von Besten, der durch Heirat mit einer Tochter des Hauses Hagenbeck an das Anwesen gelangte. Er erklärte die Eigenhörigkeit der Sythener Bauern, die ihm damit dienst- und lehnpflichtig waren. 1530 erhielt Konrad von Kettler die Burg durch Heirat mit Margarete von Besten. Die Erbtochter Maria Agnes von Kettler heiratete Goswin Anton von Galen zu Bisping.
1728 ging Haus Sythen durch Heirat an Christian Franz Theodor von Fürstenberg. Zwischen 1821 bis 1965 war Schloss Sythen im Besitz der Familie von Westerholt und Gysenberg. 1965 verkaufte Graf Egon von Westerholt Schloss Sythen an den Caritasverband Recklinghausen, der hier seit 1946 ein Kinder-Genesungsheim betrieb und durch Erweiterungsbauten vervollständigte. Noch 1971 ließ der Caritasverband das Herrenhaus abreißen, um an dieser Stelle ein Familienerholungsheim zu bauen, ein Plan der nicht realisiert wurde. 1979 wurde das Anwesen an einen Halterner Immobilienmakler verkauft, der ebenfalls einen Abriss verfolgte, seine baulichen Pläne jedoch ebenfalls nicht umsetzen konnte.
1989 erwarb die Stadt Haltern von der Firma Humberg die inzwischen stark verfallene Anlage Schloss Sythen im Tausch gegen Bauland.
Erhalten geblieben sind das Torhaus und die ehemalige Kapelle mit einem Kreuzgewölbe. 1999 wurde zwischen dem "Förderverein Schloss Sythen" und der Stadt Haltern ein Bau-, Nutzungs- und Verwaltungsvertrag für eine Laufzeit von 25 Jahren abgeschlossen. Durch die Restaurierung der alten Bausubstanz sind 5 Räume entstanden, die für unterschiedlichste Anlässe genutzt werden.

Bauentwicklung:

Bei archäologischen Untersuchungen an Kapelle und Torturm konnten allein 19 Bauphasen dokumentiert werden. Die frühen Bauphasen fallen in die Zeit des späten Mittelalters. Sie umfassen den Bau der Umfassungsmauer, Befestigungsarbeiten am Untergrund im Innenbereich der Hauptburg, sowie eine Gebäude auf der derselben. Diese Aktivitäten fanden kurz vor oder gleichzeitig mit dem Bau eines ersten Torbau am Zugang der Hauptburg statt. Die Hauptburg fiel zudem nachweislich zweimal einer Brandkatastrophe zum Opfer, die erste erfolgte gegen Ende des 16. Jh., die zweite in der Mitte des 19. Jh. (R. Beusing)

Baubeschreibung:

Bei der Schlossanlage Haus Sythen handelt es sich um eine mehrteilige Wasserburg. Sie war zunächst auf zwei Inseln angelegt, bestehend aus einer Vorburg und der Hauptburg, die vornehmlich Wohn- und Verteidigungszwecken diente. Auf der Hauptburg befand sich ein zweiflügeliges Burghaus, das bereits im 19. Jh. durch einen Brand zerstört wurde. Daneben befindet sich eine frei stehende Kapelle,die auch heute noch zu besichtigen ist. Darüber hinaus konnte eine leichte Erhebung im Bereich der Hauptburg dokumntiert werden, die als Motte angesprochen wird. Aufgrund von Bohrungen konnte angenommen werden, dass mindestens die Umfassungsmauer auf einer Holzkonstruktion aus Schwellbalken errichtet worden war.
Der Weg zur Hauptburg führte über die Vorburg. Hierhin gelangte man durch ein Torhaus, das ebenfalls noch erhalten ist. Insgesamt umfasste die Anlage 2,5 ha Fläche. Heute lässt sich die Trennung der beiden Inseln kaum mehr erkennen.
Bei archäologischen Untersuchungen im Bereich der Kapelle und des Torturms konnten die komplexen Um- und Ausbauten allein in diesem Bereich der Burg mit 19 Bauphasen unterschieden werden. Von ihnem datieren die ersten vier in das späte Mittelalter. So konnten die spätmittelalterliche Umfassungsmauer der Hauptburg (15. Jh.) und die wahrscheinlich gleichzeitige Befestigung der Vorburg erfasst werden, für das 16. Jh. wurden zwei Gebäude im Norden der Hauptburg entlang der Umfassungsmauer erfasst. Gegen Ende des 16. Jh. wurde die Mauer durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen. Zur gleichen Zeit wurde der Zugang zur Burg turmartig ausgebaut. Im 17. Jh. wurde das Burggelände umfassenden Baumaßnahmen unterzogen, auch die religiöse Nutzung des Kapellengebäudes lässt sich erst ab der 2. Hälfte des 17. Jh. bestätigen, obwohl sie inschriftlich bereits seit 1707 belegt ist.
Die Inseln waren eingebunden in ein umfangreiches Bewäserungssystem aus drei Fließgewässern (Mühlenbach, Umfluter, Sandbach) und weiteren künstlich angelegten Gräben und Teichen. (R. Beusing)

Arch-Untersuchung/Funde:

Publ: Recker 2004