EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Herten

Geschichte:

In den Schriftquellen wird 1286 ein Gerlach von Hertene erwähnt. Ob die Namensnennung auf eine Burg zurückzuführen ist, deren Standort mit dem noch bestehenden Wasserschloss Herten identisch ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Die Burg selbst wird 1376 erstmals genannt. Zu dieser Zeit befand sich Herten bereits in der Verfügungsgewalt der Familie von Galen. Es folgte 1488 die Familie von Stecke und schließlich 1529 Bertram von Nesselrode, der Statthalter des kurkölnischen Vests Recklinghausen, der offenbar schon 1528 den heutigen kastellartigen Bau an die Stelle der mittelalterlichen Vorgängeranlage errichten ließ. Die Wasserburg verblieb in der Folgezeit im Besitz der seit 1702 gräflichen Familie von Nesselrode. 1974 erwarb der Landschaftsverband Westfalen-Lippe das sanierungsbedürftige Anwesen und ließ die Wasserburg wiederherstellen. Heute beherbergt die Wasserburg ein Sozialzentrum und die Tagesklinik des benachbarten Landeskrankenhauses für Psychiatrie. (J.F.)

Bauentwicklung:

Eine leider undatierte frühere Bauphase wurde nur in einer archäologischen Baustellenbeobachtung erfasst. Das heutige Hauptgebäude stammt aus dem 16. Jh. Der Baubeginn des heutigen Schlosses wird in die 1520er Jahre gesetzt. Als Initiatorin des Neubaus tritt Sophie von Morrien, die Witwe des Heinrich von Stecke in Erscheinung, die mit den Arbeiten den aus Coesfeld stammenden Meister Henric de Suer beauftragte. Nach dem Übergang des Schlosses an Bertram von Nesselrode wurden die Bauarbeiten fortgesetzt. Die Vor- und Hauptburg umgebenden Befestigungsanlagen des 16. Jahrhunderts (Rechteckwall mit Eckbastionen) wurden um 1650 im Zusammenhang mit einer Umgestaltung des Schlosses niedergelegt. Nach einem Brand erfolgte ab 1687 erneut ein Umbau der Anlage. Letzte bauliche Veränderungen im Bereich der Hauptburg erfolgten 1702. Der Steinkohlebergbau führte zu erheblichen Schäden (Rissbildung in der Fassade; Beeinträchtigung des hölzernen Fundamentierung). Nach dem Einsturz der östlichen Giebelwand übernahm schließlich 1968-84 der Landschaftsverband Westfalen Lippe die umfassende Sanierung des Schlosses. Geschossdecken und Fundamente wurden mittels Stahlbetonkonstruktionen gesichert. Das Dachwerk wurde annähernd vollständig erneuert. (T.B.; J.F.)

Baubeschreibung:

Schloss Herten präsentiert sich dem Betrachter als zweiteilige Wasserburg, bestehend aus einer annähernd rechteckigen Hauptburg mit drei flankierenden Rundtürmen und einer geräumigen Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden und Schlosskirche. Bei der Hauptburg handelt es sich um einen teilweise zweigeschossigen Vierflügelbau aus Backstein mit Werksteingliederungen unter dem Satteldach und mit Filialen besetzen Stufengiebeln. An drei Ecken wird die Außenfassade durch zweigeschossige Rundtürme mit Kegeldächern akzentuiert. Im Innenhof befindet sich ein polygonaler Treppenturm. Der eingeschossige Südflügel öffnet sich zum Innenhof in Arkaden. Das barocke Zufahrtsportal mit Segmentgiebel datiert in das Jahr 1702. Auf dem Vorburgareal liegt die dreischiffige, zweijochige Schlosskapelle mit einjochigem Chor, deren Anfänge in das 16. Jh. zurückgehen und die 1747 baulich verändert (Portalvorbau J. C. Schlaun) wurde. 1908 wurde der Sakralbau von dem vollständig abgegangenen Schloss Grimberg bei Gelsenkirchen-Bismarck nach Herten übertragen. Der im dritten Viertel des 17. Jhs. angelegte barocke Park ist nur noch in seinen Grundzügen nachzuvollziehen. Erhalten haben sich Alleen und Reste der Orangerie, die 1725 als Abschluss eines Gartenparterres nördlich des Schlosses erbaut wurde. (J.F.; T.B.)

Arch-Untersuchung/Funde:

1974 Untersuchungen in Baugrube im Hof. Dokumentation eines älteren, längsrechteckigen Baukörpers ohne datierende Funde. Keine Hinweise auf eine Motte.